Operative und endovaskuläre Therapie der Karotisstenose
Prof. Dr. R.T. Grundmann
Aus Chir. Praxis 74, 351-369 (2011/2012)
Zusammenfassung
Die Behandlung einer Carotisstenose zur Schlaganfallprophylaxe kann durch offene Operation und Ausschälplastik (Carotis-Endarteriektomie = CEA) oder endovaskulär durch Carotis- Arterien- Stenting (CAS) erfolgen. Es gibt demnach Alternativen- und damit einen Disput über das beste Vorgehen, der nicht nur von den Ergebnissen sondern auch von der Ausbildung und der Interessenlage der Therapeuten bestimmt wird. Dies wird in der vorliegenden Arbeit ebenso dargestellt wie das generelle Problem einer prophylaktischen Operation, die beweisen muss, dass ihre Ergebnisse besser sind als die einer abwartenden Haltung. Entscheidend ist die Operationsindikation, deren Überprüfung eine ständige Aufgabe der Qualitätssicherung darstellt. Unter den Gesichtspunkten von Kosten und Effizienz ist die Eversions-Endarteriektomie in Regional-/ Lokalanästhesie mit selektivem Carotis-Shunt für geeignete Fälle das zweckmäßigste Behandlungsverfahren der Carotisstenose. Dieses Vorgehen vermeidet ein aufwändiges zerebrales Monitoring und den Carotis-Patch, und steht in den Früh- und Langzeitergebnissen weder der konventionellen CEA noch dem CAS nach.
Zu der Frage, welche Population einem Ultraschallscreening unterzogen werden sollte, um eine Carotisstenose früh zu erkennen und durch chirurgische Behandlung einen Schlaganfall zu verhindern, liegen keine gesicherten Daten vor, ein generelles Screening der Bevölkerung > 65 Jahre muss abgelehnt werden. Ob ein präoperatives Screening bei Patienten mit peripherem arteriellem Verschlussleiden oder vor herzchirurgischen Eingriffen sinnvoll ist, ist ebenfalls unbewiesen. Diese Patienten zeigen zwar teilweise eine erhöhte Rate an asymptomatischen Carotisstenosen, ob jedoch die Operation dieser Stenosen die Prognose des Patienten verbessern kann, ist offen